Werke des Meckenheimer Künstlers im Rathaus und im Katholischen Familienbildungswerk Meckenheim

Von seinen 94 Lebensjahren lebte und arbeitete der Maler, Zeichner und Überlebenskünstler Manfred Weil 30 Jahre lang in Meckenheim. Hier genoss er erstmalig ein eigenes Atelier innerhalb der eigenen Wohnung. Die Dachgeschosswohnung ohne Aufzug bot ihm optimales Licht für sein Schaffen, weshalb er sie auch im Alter von über 90 Jahren nicht verlassen wollte. In Meckenheim erweiterte er sein beachtliches und vielschichtiges Œuvre. Der Stadt und ihren Bürgerinnen und Bürgern verlieh Manfred Weil damit neue Perspektiven und Akzente. So gestaltete er im Auftrag der Apfelstadt einen Kalender mit Motiven aus Meckenheim und den Stadtteilen.

Für die Verbundenheit mit seiner neuen Heimat und zur Würdigung des Künstlers Manfred Weil lädt die Stadt gemeinsam mit dem Katholischen Familienbildungswerk Meckenheim und seiner Tochter Schulamith Weil zu einem Rundgang seiner Arbeiten ein. Im Ratssaal und in den Räumen des Familienbildungswerks wird ein Ausschnitt aus der beeindruckenden Breite seines Schaffens zu sehen sein: politische Karikaturen, die Weil ab 1968 sieben Jahre lang für die SPD-Zeitung Vorwärts zeichnete, eine Auswahl seiner biblischen Motive und weitere Einblicke in sein grafisches und malerisches Schaffen. Der Titel der Ausstellung „Beziehungen“ regt dazu an, sein Werk unter diesem Aspekt neu zu entdecken.

Bürgermeister Holger Jung wird die Gemälde-Ausstellung und Veranstaltungsreihe gemeinsam mit der Leiterin des Katholischen Familienbildungswerks im Rhein-Sieg-Kreis, Anne Schmidt-Keusgen, im Ratssaal eröffnen. „Dem selbstbewussten, mitunter trotzigen und zugleich schöpferischen Leben Manfred Weils gilt unser ehrendes Andenken“, so die Stadt Meckenheim.

Der in Köln geborene Manfred Weil studierte auf der Flucht vor der nationalsozialistischen Judenverfolgung an der königlichen Akademie in Antwerpen und nach dem Krieg an den Kölner Werkschulen. Er war Gründungsmitglied der Künstlergruppe Bonn, später dann Mitgründer der Künstlergruppe EigenArt in Meckenheim. Mit der Künstlergruppe in Gemeinschaftsausstellungen sowie in Einzelausstellungen zeigte er regelmäßig seine Werke in Meckenheim unter anderem im Herrenhaus der Burg Altendorf, in der Galerie der Familie Trittin, bei Offenen Ateliers. Weitere Ausstellungsaktivitäten reichten von Köln bis in die Eifel, von Australien bis Israel, von Berlin bis Eichstetten, von Wilhelmshaven bis Paris, im Rahmen der Partnerschaft Meckenheim-Le Mée. Werke befinden sich in zahlreichen privaten und öffentlichen Sammlungen, u.a. im städtischen Kunstmuseum Bonn, im Rheinischen Landesmuseum Bonn, bei den Städten Bonn, Wesseling und Meckenheim, beim Bundeskanzler a.D. Willy Brandt, bei der Präsidentin des Deutschen Bundestages a.D. Annemarie Renger, bei der Synagogengemeinde Bonn sowie der Sammlung Memoria von Thomas B. Schumann. Von 1968 bis 1987 war Weil Dozent der Volkshochschule Bonn und von 1987 bis 1989 an der Volkshochschule Meckenheim-Rheinbach tätig.

Die zweiteilige Ausstellung
Vom 19. August bis zum 10. September im Ratssaal der Stadt Meckenheim und zudem vom 2. bis zum 26. September werden in den Räumen des Katholischen Bildungswerks Meckenheim Ausschnitte aus dem reichhaltigen Nachlass des Künstlers gezeigt: politische Karikaturen, eine Auswahl seiner biblischen Motive und weitere Einblicke in sein grafisches und malerisches Schaffen. Mit der Ausstellung „Beziehungen wird aufgezeigt, wie sich der Künstler mit Landschaften, Stillleben, Frauendarstellungen, Zirkusbildern und auch abstrakten Themen beschäftigt hat. „Die Malerei war sein Lebenselixier“, so Schulamith Weil, Tochter des Künstlers und Kuratorin der Ausstellung.

Ausstellung im Ratssaal:
Rathaus
Ratssaal der Stadt Meckenheim
Siebengebirgsring 4
53340 Meckenheim

Öffnungszeiten:
Montag 10 Uhr bis 12.30 Uhr und 14 Uhr bis 18 Uhr, Dienstag und Donnerstag 14 Uhr bis 15.30 Uhr außer am 26. August. Schulamith Weil ist ab 30. August zu den Öffnungszeiten anwesend.

Ausstellung im Katholischen Familienbildungswerk:
Kirchplatz 1
53340 Meckenheim
Telefon (02225) 922020
E-Mail

Öffnungszeiten:
Montag bis Freitag 9 Uhr bis 12 Uhr, Freitag bis Sonntag 14 Uhr bis 17 Uhr und nach Vereinbarung. Schulamith Weil ist zu den Veranstaltungen und an den Nachmittagen anwesend, außer am 17. und 18. September.

Eröffnungs-Soirée im Ratssaal
Am Donnerstag, 19. August, um 17 Uhr startet die Veranstaltungsreihe mit einem festlichen Abend. Bürgermeister Holger Jung eröffnet für die Stadt Meckenheim mit einem Grußwort die Ausstellung. Daneben wird Anne Schmidt-Keusgen, Leiterin des Katholischen Familienbildungswerks, einen Ausblick auf den zweiten Teil der Ausstellung und die Veranstaltungsreihe geben. Für einen Vortrag über das Leben Manfred Weils konnte Astrid Mehmel, Leiterin der Gedenkstätte Bonn, gewonnen werden. Dabei wird sie nicht nur sein Überleben der nationalsozialistischen Verfolgung mit Überlebenswillen, Mut und Glück in den Blick nehmen. Im Anschluss wirft Dr. Ursula Krohn, Kunsthistorikerin beim Bildungswerk der Erzdiözese Köln e.V., einen fachkundigen Blick auf Weils Kunst. Der Abend wird musikalisch umrahmt mit Eigenkompositionen aus dem Bereich des Jazz von Nina Sangenstedt am Piano.

Aufgrund der begrenzten Teilnehmendenzahl im Rahmen der Corona-Verordnungen ist eine vorherige Anmeldung unter Angabe von Anschrift und Telefonnummer zu den Veranstaltungen erforderlich; Anmeldung zur Eröffnung im Ratssaal und Informationen bei Schulamith Weil: Mobil (0151) 46797150, E-Mail , Homepage www.manfred-weil.de.

Beim Besuch der Veranstaltungen sind die aktuellen Corona-Vorgaben einzuhalten: das Tragen einer medizinischen Maske (OP-Maske bzw. Maske des Standards FFP2 oder eine vergleichbare Maske wie KN95/N95) sowie die Beachtung der Hygiene- und Abstandsregelungen.

Ausstellung im Katholischen Familienbildungswerk Meckenheim
Am Donnerstag, 2. September, wird die Ausstellung im Katholischen Familienbildungswerk Meckenheim um 18 Uhr von der Leiterin Anne Schmidt-Keusgen eröffnet. Geplant ist eine fachliche Führung durch Dr. Ursula Krohn.

Filmvorführung mit Gespräch
Am Donnerstag, 9. September, wird um 18 Uhr „MICH KRIEGT IHR NICHT! – Die abenteuerliche Odyssee des Manfred Weil“ gezeigt, ein Film von Werner Müller (118 Minuten), der mit Manfred Weil die Schauplätze von Verfolgung, Flucht, Deportation und Internierung aufsucht. Der dokumentarische Spielfilm mit Roadmovie-Charakter zeichnet Weils Über-Lebensgeschichte während der nationalsozialistischen Verfolgung nach. Im Anschluss findet ein Gespräch mit der Tochter des Protagonisten statt; der Regisseur und Produzent des Films ist ebenfalls angefragt.

Lesung und Buchvorstellung
Am Donnerstag, 23. September, wird 18 Uhr das Buch „Alisa Weil – Deutschland, Palästina und zurück. Biographische Gespräche“ durch den Herausgeber Carsten Teichert vorgestellt. Konrad Sangenstedt wird Abschnitte aus dem Buch lesen. Die 1931 in Stettin geborene Angelika Levin, später Alisa, konnte fünfjährig mit ihrer Familie über die Schweiz nach Palästina flüchten. Während sie sich dort heimisch fühlte, wollten die Eltern schnellstmöglich helfen, ein demokratisches Deutschland aufzubauen. So kehrten Alisa und ihre Schwester Rinah 1948 mit in das zerstörte Deutschland zurück. Alisa heiratete 1971 Manfred Weil. Es war die erste jüdische Hochzeitsfeier in der Synagoge Bonn nach 1941. Das aus dem Jahr 1999 stammende Buch wurde 2019 erneut aufgelegt.

Abschluss-Matinee mit Lesung
Am Sonntag, 26. September, um 11 Uhr liest Birte Schrein, Schauspielerin am Theater Bonn, aus dem Buch „Manfred Weil – Sein oder Nichtsein“ von Mechthild Kalthoff. Die Lesung wird musikalisch begleitet am Akkordeon von Thomas Koll. Das 2002 erschienene Buch basiert auf biografischen Interviews mit dem Kunstmaler. Dies ist die Geschichte von Flucht, Lagern und Gestapo-Verhören, von Maskeraden, absurden Zufällen und glücklichen Fügungen, kurz: eine Geschichte vom Überleben!

In seinem Atelier ließ Manfred Weil der Kunst freien Lauf.

Bildquelle: Archiv Weil